Skip to main content

Kurz gesagt:

Bei der Rheumadiagnostik spielen verschiedene Puzzleteile ineinander, zu denen neben dem Gespräch, der körperlichen Untersuchung und bildgebenden Verfahren auch Labortests gehören.

Blutuntersuchungen liefern wertvolle Hinweis, um zum Beispiel entzündliches Rheuma von degenerativen Beschwerden zu unterscheiden.

Spezielle Labortests wie etwa die Bestimmung von Antikörpern und Rheumafaktoren tragen vor allem bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zur Krankheitsbestimmung und Verlaufskontrolle bei.

Für die Praxis

Die ersten Monate einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung stellen ein diagnostisches Fenster dar. Auch von Nicht-Rheumatologen – Hausärzten, hausärztlich tätigen Internisten oder Orthopäden – wird eine möglichst frühe Erkennung und Behandlung gefordert.

Entzündliches Rheuma muss von degenerativ oder fehlstatisch-myalgisch bedingten Beschwerden differenziert werden. Ein entscheidendes Kriterium ist die Morgensteifigkeit, die bei Patienten mit entzündlicher Gelenkerkrankung oft mehrere Stunden anhält.

Gibt es Anzeichen für eine rheumatoide Arthritis, gehören Bluttests auf Antikörper und auf akute Entzündungsreaktionen zur Basis-Laboranalytik

Arthrose oder Arthritis?

Das, was gemeinhin als „Rheuma“ bezeichnet wird, umfasst eine Vielzahl von verschiedenen Krankheitsbildern. Rheumatische Beschwerden werden verursacht durch Abnutzung, Entzündungen und Stoffwechselstörungen. Für eine wirksame Therapie ist es wichtig, die Ursachen der Schmerzen zu unterscheiden beziehungsweise die Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises voneinander abzugrenzen.

  • Arthrose ist die Bezeichnung für verschleißbedingte (degenerative) Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
  • Arthritis für entzündliche rheumatische Erkrankungen

Arthrose entwickelt sich häufig sehr langsam, durch fortschreitendes Alter und langjährige Belastung von Knorpel und Knochen – vor allem am Knie und an der Hüfte.

Arthritis kann schleichend oder plötzlich beginnen, mit schubweise verlaufenden Schmerzen und Schwellungen einiger Gelenke, etwa an den Händen, den Zehen oder der Schulter Dafür können Keime verantwortlich sein (bakterielle Arthritis), am häufigsten ist aber die entzündliche (rheumatoide) Arthritis. Ein entscheidendes Zeitfenster für die Behandlung einer rheumatischen Arthritis sind die ersten sechs Monate. In dieser Phase besteht eine gute Chance, die Erkrankung aufzuhalten und beschwerdefrei zu werden.

Symptome

Erste konkrete Anzeichen sind Schmerzen, Schwellungen, Wärme und Rötungen an den Gelenken, die besonders morgens für längere Zeit schwer beweglich bleiben (Morgensteifigkeit). Gleichzeitig können unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Gewichtsabnahme, Fieber etc. auftreten. Rheumatoide Arthritis ist eine systemische Erkrankung, das heißt, sie ist nicht auf eine Körperregion beschränkt, sondern betrifft den gesamten Organismus.

Die Verdachtsdiagnostik

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie empfiehlt bei Verdacht auf rheumatoide Arthritis (zwei oder mehr geschwollene Gelenke, Morgensteifigkeit von mehr als einer Stunde) einen Test auf bestimmte Entzündungskennzeichen im Blut:

  • CRP
    C-reaktives Protein: Dieser Eiweißstoff wird vermehrt im Körper gebildet, wenn eine akute Entzündung vorliegt.)
  • BSG
    Blutsenkungsgeschwindigkeit: Hierbei wird gemessen, wie schnell die roten Blutkörperchen innerhalb einer Stunde in einem Reagenzglas absinken. Auch die BSG gibt Hinweise auf entzündliche Vorgänge im Körper.)
    Außerdem die Bestimmung von
  • Rheumafaktoren (RF)
    Rheumafaktoren sind Auto-Antikörper, die von einem überschießenden Immunsystem gebildet werden und bestimmte Komponenten des körpereigenes Bindegewebes angreifen. Wenn diese Eiweißstoffe im Blut nachweisbar sind, deutet das auf eine Autoimmunerkrankung hin. Dazu zählt auch die rheumatoide Arthritis. RF richten sich speziell gegen das Immunglobuli G, sie schwächen also das Abwehrarsenal des Organismus. Zirka 60 bis 80 Prozent der betroffenen Patienten weisen Rheumafaktoren auf. Der Test erkennt mithin nicht alle Erkrankten, umgekehrt ist der Nachweis von Rheumafaktoren im Blut noch kein sicherer Beweis für eine rheumatoide Arthritis, sondern ein Baustein der Diagnostik.
  • CCP-Antikörper (ACPA)
    Zu den weiteren Substanzen, die von einem überreagierenden Immunsystem gebildet werden, das sich gegen den eigenen Körper richtet, gehören Auto-Antikörper namens zyklische citrullinierte Peptide (CCP). Dagegen wiederum produziert der Organismus die Abwehrstoffe ACPA. Sind diese anti-citrullinierten Protein-Antikörper im Blut zu finden (bei zirka 60 bis 75 Prozent der Patienten), ist das ein deutlicher Hinweis auf eine rheumatoide Arthritis.

Das Rheuma-Labor

Bei der weiteren fachärztlich-rheumatologischen Abklärung sollten zusätzliche Laborparameter untersucht werden:

  • Blutbild und Differenzialblutbild
  • Serum-Elektrophorese
  • Ferritin
  • Harnsäure
  • Urinstatus
  • Leberwerte (GOT und GPT)
  • Alkalische Phosphatase (AP)
  • Gamma-GT
  • Kalzium
  • Phosphat
  • Kreatinin
  • Kreatinkinase
  • Laktat-Dehydrogenase (LDH)
  • Antinukleäre Antikörper (ANA

Bei entzündlichem Rückenschmerz zusätzlich:

  • HLA-B27
    Laboruntersuchungen tragen dazu dabei, degenerative (Arthrose) von entzündlichen (Arthritis) Prozessen abzugrenzen oder wenn aufgrund erster Untersuchungen der Verdacht auf eine andere Erkrankung (zum Beispiel Gicht) besteht.