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Kurz gesagt:

Bei Anzeichen einer akuten Herzschwäche (Atemnot, Angstgefühle, Brustschmerzen etc.) sollte der Eiweißstoff NT-proBNP im Blut bestimmt werden, um schnell zu einer Ausschlussdiagnose zu gelangen.

Beim Verdacht auf eine chronische Herzinsuffizienz (die sich langsam im Alltag bemerkbar macht, etwa durch Kurzatmigkeit und abnehmende Leistungsfähigkeit) zeigt der NT-proBNP-Spiegel den Schweregrad der Erkrankung an.

Auch bei asymptomatischen Patienten gibt der Test wichtige Hinweise auf ein mögliches Herzrisiko.

Für die Praxis

In der hausärztlichen Praxis sind bildgebende Verfahren wie Echokardiographie und Röntgen nicht immer verfügbar. Um den Marker NT-proBNP zu bestimmen, genügt ein einfacher Bluttest.

Im Akutfall empfiehlt die ESC-Leitlinie bei allen Patienten, die eine akute Luftnot aufweisen, NT-proBNP zu messen, um zwischen einer akuten Herzinsuffizienz und einer nicht-kardialen Ursache zu differenzieren. Im chronischen Fall wird NT-proBNP als initialer diagnostischer Test empfohlen.

Die hohe Sensitivität ermöglicht die sichere Ausschlussdiagnose einer ventrikulären Dysfunktion bei Verdachtssymptomatik und darüber hinaus den Nachweis einer ventrikulären Dysfunktion bereits im asymptomatischen Frühstadium oder bei milder beziehungsweise diffuser Symptomatik.

Was ist NT-proBNP?

NT-proBNP ist ein sogenannter Insuffizienzmarker – also ein „Anzeiger“ für eine Herzschwäche. Ausgeschrieben heißt diese Substanz „N-terminales pro B-Typ natriuretisches Peptid“. Es handelt sich dabei um einen Eiweißstoff, der in den Muskelzellen des Herzens gebildet wird und der im Körper wie ein Hormon wirkt.

NT-proBNP wird dann ausgeschüttet, wenn das Herz unter Druck steht. Genauer gesagt: Wenn sich zwischen Brustraum und Lunge Flüssigkeit ansammelt, weil das Herz nicht mehr stark genug ist, um das Blut vollständig wegzupumpen. Dann dehnt sich die Herzwand aus, damit sich das Organ besser zusammenziehen und dadurch kräftiger pumpen kann – und dieser Dehnungsreiz stimuliert die Freisetzung von NT-proBNP in den Blutkreislauf. Denn das Peptidhormon wirkt harntreibend und blutdrucksenkend, was wiederum das Herz entlastet.

Aus diesem Grund gibt die Menge von NT-proBNP, die man im Blut messen kann, Aufschluss über den Schweregrad einer Herzmuskelschwäche.

Wann wird NT-proBNP gemessen?

  • Akute Herzinsuffizienz
    In der Leitlinie der europäischen Kardiologen-Fachgesellschaft (Leitlinien sind wissenschaftsbasierte Entscheidungshilfen für behandelnde Ärzte) wird die Bestimmung von NT-proBNP bei Verdacht auf akute Herzschwäche empfohlen – und zwar noch vor dem Herzultraschall, der sogenannten Echokardiografie. Ein normaler NT-pro-BNP-Wert schließt eine Herzinsuffizienz mit hoher Wahrscheinlichkeit aus. Bei erhöhten NT-proBNP-Werten ist eine weitere kardiologische Abklärung erforderlich
  • Therapiekontrolle
    Bei der Behandlung einer Herzinsuffizienz mit Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI) eignet sich der Eiweißstoff zur Therapiekontrolle. Bei einer erfolgreichen Behandlung sinkt der NT-proBNP-Spiegel im Blut.
  • Früherkennung
    Der Insuffizienzmarker kann zudem hilfreich sein, um das Risiko von Personen ohne manifeste Herzerkrankung, aber mit Risikofaktoren einzuschätzen –etwa als Zusatzleistung bei der regelmäßigen Gesundheitsuntersuchung für Erwachsene (ehemals „Check-up 35“).

    Beispiel: Ein 60 Jahre alter Patient mit eigener Firma, der Tag für Tag Stress hat, weist erhöhten Blutdruck, aber einen guten NT-proBNP-Wert auf. Hier gibt es keinen Grund, eine Herzleistungsschwäche in Betracht zu ziehen.

    Umgekehrt kann ein Patient normalen Blutdruck, aber einen hohen NT-proBNP-Wert haben. Dann sollte eine kardioprotektive Therapie in Betracht gezogen werden, auch wenn die Betroffenen noch gar keine Herzleistungsschwäche spüren.