Antikörper gegen den Corona-Erreger
Antikörper lassen sich im Labor gut aus einer Blutprobe nachweisen und belegen die Immunantwort des Körpers auf z.B. einen Erreger. Schon früh in der Pandemie haben die Bioscientia-Labore Antikörpertests eingesetzt, um die spezifische Immunantwort auf die SARS-CoV-2-Infektion zu messen. Von den anfänglich bestimmten Antikörperklassen IgA, IgM, IgG hat sich mittlerweile die Bestimmung von Gesamt- und IgG-Antikörpern überwiegend etabliert. Grund ist die Fragestellung: Es geht nicht primär um den Nachweis der frischen Infektion, sondern um das Messen einer Immunantwort nach Impfung oder natürlicher Infektion.
Doch ein Zusammenhang zwischen der Menge an Antikörpern und dem Immunschutz ist nicht zuverlässig möglich: Auch wenn klar erscheint, dass ein sehr hoher Spiegel vorteilhafter und ein Wert knapp über dem Cutoff bedenklich ist, lässt sich keine Titer-Grenze angeben, unterhalb derer kein Immunschutz mehr bestünde.
Für die Frage, ob eine Impfung (auch Booster) nötig ist, lässt sich folglich nichts Zuverlässiges oder wissenschaftlich Belegtes aus der Antikörper-Bestimmung ableiten.
Die medizinischen Labore verwenden unterschiedliche Testsysteme, sodass die Resultate nicht direkt vergleichbar sind. Daher wurden im Frühjahr 2021 BAUs international etabliert. "BAU" steht für "Binding Antibody Units". Der Wert gibt an, wie viele neutralisierende Antikörper gebildet wurden, also Antikörper, die das Virus effektiv angreifen können. Man erhält den BAU-Wert, indem das Messergebnis des Antikörpertests mit einem Faktor multipliziert wird.
Fragen und Antworten
Antikörper (Immunglobuline) werden grundsätzlich gegen alle körperfremden Stoffe gebildet, auf die unsere Immunzellen stoßen. Für eine möglichst genaue, spezifische Aussage eines Antikörpertests konzentriert man sich auf die hoch spezifischen Antikörper, die gegen die Erreger-typischen Proteine gerichtet sind.
Während der Immunantwort auf einen Erreger werden zunächst frühe Antikörper gebildet (z.B. Immunglobulin A, kurz IgA, meist auch Immunglobulin M, kurz IgM) und im späteren Verlauf reifere Antikörper (IgG). Die Antikörper sind manchmal wenige Tage nach Eindringen des Erregers bereits messbar, manchmal erst nach Wochen, manchmal erst dann, wenn der Erreger den Körper schon wieder verlassen hat.
Die IgG-Antikörper bleiben in der Regel sehr lange, oft lebenslang im Blut nachweisbar und sorgen dann für eine rasche Immunreaktion, falls derselbe Erreger nochmal in den Körper eindringen sollte. Diesen Bereitschaftszustand nennen wir Immunität.
Am Vorkommen von IgA und IgG im Blutserum sowie am Verhältnis der IgA- und IgG-Konzentration zueinander können wir die Phase der Infektion erkennen. Ist zum Beispiel nur IgA zu messen und kein IgG, deutet das auf eine erst kürzlich zurückliegende Infektion hin. Der umgekehrte Fall – IgA negativ, IgG hoch – ist typisch für eine länger abgelaufene Infektion.
Das lässt sich derzeit nicht zuverlässig sagen, weil es noch keinen allgemein akzeptierten Schwellenwert für Immunität gibt, der sich in Studien bewährt hätte.
Solange es noch keinen akzeptierten Schwellenwert für Immunität gibt, sollte die Entscheidung für eine Booster-Impfung nicht vom Antikörperspiegel abhängig gemacht werden. Die derzeitige Empfehlung zur Booster-Impfung berücksichtigt daher auch nicht den Antikörpertiter, sondern das individuelle Gesundheitsrisiko des Geimpften und den zeitlichen Abstand zur letzten Corona-Impfung.
Die erfolgreiche Impfung mit einem der bislang zugelassenen Impfstoffe führt zur Bildung von Antikörpern lediglich gegen das Spike-Protein. Eine natürliche SARS-CoV-2-Infektion dagegen führt beim gesunden Menschen zur Bildung von Antikörpern, die gegen verschiedene Virusbestandteile gerichtet sind, vor allem gegen das Nukleokapsid und das darauf sitzende Spike-Protein.
Ein negativer Antikörpernachweis kann im Wesentlichen zwei Ursachen haben: Entweder ist das Immunsystem des Geimpften geschwächt, z.B. durch bestimmte Krankheiten oder Medikamente, sodass keine Antikörper gebildet werden können. Oder es wurde der falsche Test angefordert: Wenn ich gezielt nur die Nukleokapsid-Antikörper bestimmen lasse, erfahre ich nichts über die Antikörper gegen das Spike-Protein, also nichts über evtl. gebildete Impfantikörper.
Das geht schnell und günstig in unseren Direktlaboren.
Unter bestimmten Bedingungen ist die Untersuchung eine Kassenleistung. Außerhalb dieser Indikation steht sie als Privatleistung zur Verfügung, z.B. im Rahmen von Prävalenzstudien oder betriebsmedizinischen Screenings.
Die Bestimmung als IGeL im Direktlabor erhalten Sie für € 20,11 (je Antikörper) zzgl. Blutentnahme und - falls gewünscht - ärztliche Beratung.
Wir messen die Antikörper mit der so genannten ELISA-Methode, die sich gut automatisieren lässt und das taggleiche Bearbeiten großer Probenmengen ermöglicht. So funktioniert der Test:
- Eine Kunststoffplatte mit 96 Vertiefungen wird mit Antigen beschichtet. An den Wänden der Vertiefungen befindet sich dann ein Extrakt aus Virusbestandteilen von SARS-CoV-2.
- In jede Vertiefung wird eine Patientenprobe pipettiert. Falls sich in der Probe Antikörper gegen die Virusbestandteile an der Wand befinden, binden sie daran – wie im Körper. Nach 20 Minuten wird alles aus der Vertiefung entfernt, was nicht gebunden hat.
- Nun wird ein zweiter Antikörper hinzu pipettiert, der zwei Besonderheiten zeigt:
a) das eine Ende bindet spezifisch an einen bestimmten Antikörpertyp (hier IgA bzw. IgG). Die Folge: Alle Patienten-Antikörper, die sich in Schritt 2. ans Antigen gekoppelt haben, werden nun ihrerseits gebunden.
b)das andere Ende des Zweit-Antikörpers trägt ein Markierungs-Molekül, das im nächsten Schritt reagiert und für das Messsignal sorgt.
Der gesuchte Patientenantikörper ist nun – sofern in der Probe vorhanden – eingepackt zwischen „seinem“ Antigen und dem markierten Zweitantikörper. Daher nennt man diese Testmethode auch Sandwich-Verfahren. - Alles, was nicht reagiert hat, wird erneut aus den Vertiefungen gespült. Zu den übrig gebliebenen „Sandwich-Paketen“ wird jetzt eine Lösung pipettiert, die mit den Markierungs-Molekülen aus Schritt 3.b) reagiert. Das Ergebnis ist eine Färbung, deren Intensität gemessen wird. Je kräftiger die Farbe, desto mehr Antikörper waren im Patientenserum.