Kurz gesagt:
- "Praktisch jeder Mensch" ist laut Umweltbundesamt (UBA) im Alltag Bisphenol A (BPA) und einer ganzen Reihe von Phthalaten, besser bekannt als Weichmacher, ausgesetzt.
- Die in Kunststoffen enthaltenen Weichmacher werden von der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) als "besonders besorgniserregende Stoffe" eingestuft. Sie können den Hormonhaushalt beeinträchtigen und sich unter anderem nachteilig auf die Fortpflanzungsfähigkeit, das Herz-Kreislauf-System oder die Schilddrüse auswirken.
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Auch BPA gilt laut EU-Chemikalienverordnung REACH als reproduktionstoxisch. Die hormonähnliche Substanz steht aktuellen wissenschaftlichen Studien zufolge außerdem im Verdacht, krebserregend zu sein.
- Ein Urintest weist die persönliche Belastung mit BPA und den häufigsten Weichmachern wie DEHP, BBP und DBP nach.
Weichmacher und Bisphenol A
in aller Munde
Schlagzeilen wie "Hormongift aus der Konserve", "Giftige Weichmacher in Plastikflaschen!" oder journalistische Selbstversuche (einschließlich Laboranalytik) rücken die umstrittenen Substanzen Weichmacher und Bisphenol A seit einigen Jahren immer wieder in den Fokus von Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Fast die gesamte deutsche Bevölkerung ist laut Umweltbundesamt (UBA) mit diesen Massen-Chemikalien oder deren Abbauprodukten kontaminiert, denn: Die Substanzen aus der Plastikherstellung sind heute in nahezu jeder Urinprobe nachweisbar. Darin finden sich auch Stoffe, deren Einsatz in der Plastikherstellung aufgrund ihrer gesundheitsschädlichen Wirkungen eigentlich längst verboten ist.
Was sind Weichmacher? Was ist BPA und wo kommen wir damit in Kontakt? Und welche Folgen kann das für die Gesundheit haben?
Was sind Weichmacher?
Fettlösliche Phthalate sind chemische Verbindungen, die so häufig wie keine anderen Stoffe als Weichmacher Plastik zugesetzt werden. Kunststoffe wie Polyvinylchlorid (PVC) erhalten erst dadurch ihre Elastizität und Belastbarkeit.
Den Hauptverwendungszweck von phtalathaltigem PVC bilden mit über 90% Bodenbeläge. Doch nicht nur über deren Abriebe in Hausstaub und Raumluft kommen wir tagtäglich mit Weichmachern in Berührung. Weitere Einsatzbereiche sind unter anderem
- Lebensmittelverpackungen
- Kosmetika
- beschichtete Gewebe wie Tapeten, Folien oder Kunstleder
- Kabel und Schläuche oder
- Sport- und Freizeitartikel
Was ist Bisphenol A?
Bisphenol A ist die weltweit meistproduzierte Industriechemikalie. Sie wird oft mit Weichmachern in Verbindung gebracht und erfüllt eine ähnliche Funktion: BPA sorgt dafür, dass Gebrauchsgegenstände aus Plastik bruchsicherer werden und gleichzeitig flexibel bleiben.
Die Substanz begegnet uns im Alltag viel häufiger, als nur in Plastikflaschen oder bunten Kunststoffschüsseln. Sie ist zum Beispiel auch enthalten in
- Konservendosen
- Handys
- Fahrzeugteilen
- Sportgeräten sowie
- Druckfarben, Lacken und Klebstoffen
Risiken Bisphenol A und Risiko Weichmacher
Alltags-Chemikalien mit endokrinen Wirkmechanismen
Lösen sich die Chemikalien aus solchen Kunststofferzeugnissen heraus, können sie vor allem über die Schleimhäute in den Körper gelangen. Dort können sie bleibende Schäden anrichten: Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind BPA und einige Weichmacher sogenannte "endokrine Disruptoren". Dies sind Schadstoffe, die bereits in geringen Mengen den Hormonhaushalt empfindlich stören können. Auch Expertengremien wie die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) bestätigen, dass diese "Umwelthormone" durch unerwünschte, östrogenähnliche Wirkungen für die Entstehung vieler Krankheiten mitverantwortlich sind. Doch erhöhte Östrogenwerte können nicht nur das Krebsrisiko steigern.
Die Belastung schon mit geringen Mengen an einzelnen Phtalaten und BPA wird aus umweltmedizinischer beziehungsweise toxikologischer Sicht außerdem in Verbindung gebracht mit
- Unfruchtbarkeit und polyzystischen Ovarien
- Verminderung der Spermienqualität und somit der Zeugungsfähigkeit
- einer vorzeitigen Sexualreifung von Kindern und Jugendlichen
- Veränderungen der embryonalen Gehirnentwicklung
- Kardiovaskulären Risiken wie Bluthochdruck, Angina pectoris, Herzinfarkt oder Schlaganfall
- chronischen Stoffwechselerkrankungen wie Übergewicht (Adipositas) oder Diabetes mellitus
- Immunschwäche und einem dadurch erhöhten Risiko für Allergien sowie
- der Beeinträchtigung unserer Gene
Aufgrund der Zunahme hormonell bedingter Erkrankungen in den Industrieländern warnte eine WHO-Studie bereits 2013 von einer "globalen Bedrohung" durch das Umwelthormon BPA. Um insbesondere Babys und Kleinkinder zu schützen, müssen Babyartikel wie Trinkfläschchen und Schnabeltassen in der EU bereits seit einigen Jahren phtalatfrei und ohne Bisphenol A hergestellt werden. Darüber hinaus wurden zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher für den industriellen Einsatz unterschiedlicher Weichmacher verschiedene Grenzwerte festgelegt. Der EU-weit gültige Grenzwert dafür, wie viel BPA aus Lebensmittelkontaktmaterialien aus Plastik in Nahrungsmittel übergehen darf, liegt beispielsweise bei 50 µg/kg Lebensmittel. Die 2015 nach unten korrigierte "tolerierbare tägliche Aufnahmemenge" (TDI) beträgt der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge 4 µg BPA/kg Körpergewicht.
Der gesundheitsschädliche Einfluss der Chemikalien summiert sich allerdings im menschlichen Organismus, folgt man der Einschätzung zahlreicher Experten. Insbesondere BPA kann in geringer Dosis sogar stärker wirken als in großer. Das persönliche Konsumverhalten und der jeweilige Lebensstil sorgen für eine individuelle Gleichung mit vielen Unbekannten.
Wie kann man auf Weichmacher und Bisphenol A testen?
Als Probenmaterial benötigen wir 20 ml Spontanurin. Im Labor messen wir darin die Belastung mit Bisphenol A und den häufigsten Weichmachern wie DEHP, BBP, DBP etc. Sind die Messwerte erhöht, empfiehlt das UBA Kontrollmessungen. Bestätigte Überschreitungen (zum Beispiel Gesamt-BPA im Urin von 20- bis 29-jährigen Erwachsenen > 7 μg/l) sollten Anlass für eine Quellensuche sein.
Eine Probe können Sie über uns einsenden. Sprechen Sie das Regionallabor in Ihrer Nähe an.