Ein Verzicht auf das PSA-Screening erhöht offenbar die Inzidenz von metastasiertem Prostatakrebs. Das legen aktuelle Daten aus den USA nahe. Dort hatten sich in den vergangenen Jahren die Screening-Empfehlungen mehrfach geändert. Zunächst hatte die "US Preventive Services Task Force" (USPSTF) 2009 nur älteren Männern (über 75 Jahre) von einem Screening abgeraten. 2012 sprach sie sich generell gegen den PSA-Test aus. Jetzt zeigt eine Studie der US-Veteranenbehörde, dass diese Empfehlung möglicherweise zu einem Anstieg der Erkrankungen geführt hat.
Ein Kausalzusammenhang wird vermutet
Zwischen 2005 und 2019 wurden Patienten von 128 Einrichtungen der US Veterans Health Administration untersucht. In diesem Zeitraum sanken die Screening-Raten auf Prostataspezifisches Antigen (PSA) von 47,2 % auf 37,0 %. Zugleich stieg die Inzidenz von metastasiertem Prostatakrebs pro 100.000 von 5,2 in 2005 auf 7,9 im Jahr 2019. Diese Beobachtung deckt sich mit Daten aus dem SEER-Programm, die im März 2022 veröffentlicht wurden. Bei Männern zwischen 45 und 74 war die altersadjustierte Inzidenz von mPCa in den Jahren 2004 bis 2010 stabil, gefolgt von einem Inzidenzanstieg um 41 % in den Jahren danach. Rechnerisch erhöhte sich die mPCa-Rate zwischen 2010 und 2018 jedes Jahr um 5,3 %. Noch deutlicher waren die Unterschiede bei den über 75-Jährigen.
Die Autoren vermuten, dass die nach 2008 und 2012 deutlich gesunkenen PSA-Screeningraten für den mPCa-Anstieg verantwortlich sind.