Begrenzte Aussagekraft
Die Kontrolle von Impftitern ist üblicherweise unproblematisch. Beispiel Clostridium tetani: Bei 0,1 bis 0,2 Units pro Milliliter Blut (U/ml, Tetanus-IgG-ELISA) wird eine Auffrischung empfohlen. Bei > 0,2 U/ml besteht ausreichender Impfschutz. Was jedoch das SARS-CoV-2-Virus angeht, ist die Korrelation zwischen der Antikörperkonzentration und einem entsprechenden Infektionsschutz noch unklar und Gegenstand aktueller Forschung.
Grenzwert 0,8 U/ml
Die Bestimmung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 ist eine zunehmend häufige Anforderung in unseren Laboren. Der Cut-off-Wert beim vom uns verwendeten Roche-System liegt bei 0,8 U/ml.
- Ergebnis < 0,8 U/ml: kein Hinweis auf Antikörper gegen das Spike-Protein von SARS CoV-2
- Ergebnis ≥ 0,8 U/ml: Nachweis von Antikörpern gegen das Spike-Protein von SARS CoV-2 nach Erregerkontakt oder Impfung
Starke individuelle Schwankungen
Die Antikörperbestimmungen gegen SARS-CoV-2 zeigen deutlich, dass Impfungen in der Regel zuverlässig eine Immunantwort hervorrufen. Durch Abgleich der Messergebnisse mit dem WHO-Standardserum und Umrechnung in den WHO-Standard BAU (Binding Antibody Units) lässt sich zudem das Maß an neutralisierenden Antikörpern darstellen, die die Bindung des Virus an die Zellen blockieren. Die starke Spreizung der positiven Ergebnisse weist indes auf ausgeprägte individuelle Schwankungen in der Immunantwort gegen das Virus hin. Die Gründe hierfür sind bislang unbekannt. Zu beobachten ist,, dass in den Monaten nach vollständiger Impfung die AK-Spiegel ebenso regelmäßig wieder absinken, wie sie zuvor gebildet wurden. Experten gehen davon aus, dass Personen mit einem hohen Antikörperspiegel wahrscheinlich gut gegen das Corona-Virus geschützt sind. Der Umkehrschluss aber, dass wenige Antikörper bedeuten, nicht geschützt zu sein, treffe vermutlich nicht zu.
Werte > 250 U/ml werden austitriert
Seit September erfolgt in unseren Laboren eine Austitration von SARS-CoV-2-Antikörpern > 250 U/ml. Eine therapeutische Aussage ist damit jedoch nicht verbunden. Ob ein Wert von 250 U/ml besonders starken Schutz oder eine lang anhaltende Immunität gegen Covid-19 bedeutet, ist nicht belegt. Ebenso wenig kann eine BAU-Untergrenze definiert werden, bei der kein Immunschutz mehr anzunehmen ist.
Fazit: Die Entscheidung für eine Booster-Impfung lässt sich derzeit nicht auf der Basis eines Antikörpertests treffen, sondern muss anhand der aktuellen Empfehlungen beantwortet werden. Neueste Daten zum Impfstoff Comirnaty (BNT162b2, Biontech/Pfizer) legen nahe, dass eine dritte Immunisierung die Rate von Infektionen um den Faktor 11.3 und von schweren Verläufen um den Faktor 19.5 im Vergleich zu zwei Dosen reduziert.