„Der medizinische Nutzen des risikoadaptiert eingesetzten PSA-Tests als Baustein der Prostatakarzinomfrüherkennung bleibt unbestritten.“ – Mit dieser Stellungnahme hat die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) auf den Abschlussbericht „Prostatakrebsscreening mittels PSA-Test“ des IQWiG reagiert. Darin kommt das Institut zu dem Schluss, dass der Nutzen eines generellen PSA-Screenings für Männer ohne Verdacht auf Prostatakrebs den dadurch entstehenden Schaden nicht aufwiegen könne. Die Entscheidung im G-BA soll Anfang 2022 fallen.
Einzelne Männer profitierten von einer frühen Krebsdiagnose und auch die Plausibilität des Konzepts einer PSA-basierten Frühdiagnostik räumte das IQWiG dezidiert ein. Letztendlich verwiesen die Gutachter dazu aber auf die erst 2028 zu erwartenden Ergebnisse zweier kürzlich gestarteter Screening-Studien aus Skandinavien.
Keine isolierte PSA-Testung
Die DGU kritisiert in ihrer Stellungnahme insbesondere die Interpretation des Begriffs „Screening“. Hierbei lege das IQWiG die Auffassung zu Grunde, dass bei einem Prostatakrebsscreening mittels PSA-Test alle Männer in einem bestimmten Alter unabhängig von Begleiterkrankungen und Risikoprofil zu einem PSA-Test aufgefordert würden – obwohl eine isolierte PSA-Testung weder von den medizinischen Fachgesellschaften noch den gängigen Leitlinien noch von Patientenvertretern gefordert oder empfohlen werde. Stattdessen gehe es um eine risikoadaptierte, patientenorientierte, individuelle Früherkennung mit genau definierten Wiederholungszyklen für den PSA-Test als einem wesentlichen Baustein einer umfänglichen Vorsorge.
Neuer „Early-Detection“-Algorithmus der EAU
In einem aktuellen Debattenbeitrag schreibt Prof. Monique J. Roobol, Leiterin der Forschungsabteilung der Urologischen Universitätsklinik in Rotterdam, ein PSA-basiertes Screening sollte nicht so viele Prostatakarzinome wie möglich detektieren, „sondern selektiv auf die Entdeckung derjenigen fokussieren, die schaden, wenn sie unentdeckt und unbehandelt bleiben“. Hierfür empfählen sich Risiko-Kalkulatoren, die eine Vielzahl von Parametern einbeziehen. Neben dem Alter seien das zum Beispiel die Lebenserwartung, das Prostatavolumen oder auch PSA-Subformen (freies und proPSA) zur Bestimmung des Prostate Health Index (PHI). Einen Algorithmus „for early detection of prostate cancer“ hat im Mai die European Association of Urology (EAU) veröffentlicht.