Seit einigen Wochen mehren sich Berichte, wonach in verschiedenen Ländern Polioviren im Abwasser nachgewiesen
wurden. Solche Abwasseruntersuchungen auf Polioviren finden seit 2003 in vielen Ländern, auch europäischen, statt. Die Ausscheidung der Impfviren und deren Übertragung in die Umgebung kann zu lokalen Ausbrüchen bei ungeimpften Kohorten führen (circulating vaccine-derived poliovirus, cVDPV, vor allem cVDPV2).
Wann ist welcher Test sinnvoll?
Polioviren werden etwa sechs Wochen lang ausgeschieden. Die Klinik ist häufig asymptomatisch. Bei Symptomen und entsprechendem Verdacht sollte eine PCR aus Stuhl veranlasst werden. Die Diagnostik muss im Nationalen Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren (NRZ PE) des Robert Koch Instituts (RKI) durchgeführt werden. Antikörperbestimmungen sind zum Nachweis einer Immunität weniger geeignet, weil es keine zuverlässige Korrelation zwischen Antikörpertiter und Impfschutz gibt.
Besteht in Deutschland ein Risiko für eine Poliovirusinfektion?
Die Impfquote beträgt knapp 93 %. Geimpfte sind gegen Polioviren geschützt. Da in Deutschland das Abwassermonitoring auf Polioviren fehlt, kann keine Aussage über das Risiko einer cVDPV-Infektion für Ungeimpfte gemacht werden. Das RKI empfiehlt, bei jedem Patientenkontakt den Impfstatus zu prüfen und ggf. Impflücken zu schließen.