Wussten Sie, dass es sogar einen internationalen „Lipoprotein(a) Awareness Day“ gibt? Der 24. März soll die Aufmerksamkeit auf das Blutfett Lipoprotein(a) lenken, „das mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist“. In der Tat stützen epidemiologische und genetische Studien mit Hunderttausenden von Teilnehmenden eine kausale Assoziation zwischen Lp(a) und kardiovaskulären Outcomes, schreibt das Deutsche Ärzteblatt: „Dennoch wird der Wert oft nicht ermittelt.“
Einmal im Leben messen
Schon vor zwei Jahren kritisierte ein Aktionsbündnis aus Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und der Deutschen Herzstiftung, dass die Empfehlungen der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) zur Bestimmung von Lipoprotein(a) bei der Vorsorge von kardiovaskulären Ereignissen „bislang nur ungenügend umgesetzt“ würden. Die Leitlinien der ESC und EAS empfehlen, Lp(a) bei jedem Erwachsenen wenigstens einmal im Leben zu bestimmen.
Bei einem Satellitensymposium in London im August nannte Prof. Ioanna Gouni-Berthold von der Uniklinik Köln zudem „bestimmte Gruppen“, bei denen die Lp(a)-Messung besonders informativ sei, und zwar für Patienten mit
- einem kardiovaskulären Ereignis im jungen Alter,
- einem gerade stattgefundenen kardiovaskulären Ereignis,
- erneutem kardiovaskulären Ereignis,
- Familienangehörigen, die im jungen Alter ein kardiovaskuläres Ereignis hatten.
Die Herzstiftung empfiehlt eine Lp(a)-Messung zusätzlich bei Patienten mit:
- familiärer Hypercholesterinämie (FH)
- voranschreitender Arteriosklerose oder KHK, obwohl der LDL-C-Zielwert medikamentös erreicht ist.
Etwa 20 Prozent sind betroffen
Laut dem Lipoprotein(a)-Consensus der European Atherosclerosis Society von 2022 könne man bei einem Lp(a)-Wert < 30 mg/dl ein erhöhtes Risiko ausschließen, bei > 50 mg/dl von einem erhöhten Risiko ausgehen. Studien hätten gezeigt, dass hierzulande jeder Fünfte zu hohe Lp(a)-Werte hat, erklärt Prof. Elisabeth Steinhagen-Thiessen von der Berliner Charité. Die Lp(a)-Konzentration im Blut ist überwiegend genetisch determiniert. Spezifische medikamentöse Behandlungsoptionen erwartet die Lipidologin bereits 2026. Bis dahin sollten bei einem Patienten mit hohen Lp(a)-Werten die LDL-Werte gesenkt sowie ein gutes Management der Risikofaktoren und eine Optimierung des Lebensstils angestrebt werden.
Ein Lp(a)-Test kann dem Patienten, z. B. bei der Gesundheitsuntersuchung, – zusätzlich zum Lipid-Check – als IGeL-Leistung angeboten werden. Die Kosten betragen etwa 20 Euro. Zur Einschätzung des koronaren Risikos bei familiärer Häufung arteriosklerotischer Ereignisse kann Apolipoprotein B (Apo B) hinzugezogen werden.