Die aktualisierte S2k-Leitlinie „Zöliakie“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) betont den Stellenwert der Serologie bei der Abklärung einer vermuteten Gluten-Unverträglichkeit. Die Konzentration von Transglutaminase-IgA-Antikörper (tTg-IgA) im Blut des Patienten erlaube eine sehr präzise Diagnostik, erklärt der Leitlinienkoordinator Dr. Jörg Felber, leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik II am RoMed Klinikum Rosenheim, in einer Stellungnahme. Daher sei bei Verdacht auf Zöliakie als erster Schritt die serologische Untersuchung zu empfehlen. Bei einem positiven Befund solle dann eine Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) durchgeführt werden. Das gelte zumindest für Erwachsene. Bei Kindern könne eine ÖGD zur Diagnosestellung umgangen werden, sofern der tTg-IgA-Titer das zehnfache des oberen Normwertes übersteige und das Ergebnis in einer zweiten Serumprobe zur Bestimmung eines zweiten Antikörpers, des Endomysium-IgA, bestätigt werde.

 

Glutenzufuhr anamnestisch erheben

Ein Faktor erschwere allerdings die Diagnosestellung erheblich: „Schon vor der gesicherten Diagnose verzichten viele Menschen auf Gluten in ihrer Ernährung. Mit unseren diagnostischen Tests messen wir jedoch die Reaktionen des Immunsystems auf Gluten – auch den langfristigen Effekt, den Gluten auf die Darmschleimhaut hat. Fehlen Antikörper im Blut oder Entzündungszeichen der Darmschleimhaut, ist eine eindeutige Diagnose oft nicht möglich. So entstehen dann falsch-negative Ergebnisse“, ergänzt der Leitlinienkoordinator Dr. Michael Schumann, Oberarzt der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie der Charité Berlin. Die aktualisierte Leitlinie (12/2021) enthalte deswegen auch praxisnahe Empfehlungen zur Durchführung einer Gluten-Reexposition, also der Wiederaufnahme von Gluten in die Ernährung, zum Zwecke der adäquaten Diagnosestellung. Zudem wird auf die weitere Labordiagnostik bei Erstdiagnose und das regelmäßige Monitoring der Zöliakie-Betroffenen eingegangen.

Die komplette Leitlinie