Im fünften Update der S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) ist die Empfehlung zur digital-rektalen Untersuchung hinsichtlich des Empfehlungsgrades abgeschwächt worden. Wörtlich heißt es jetzt: „Männern, die nach der Aufklärung eine Früherkennungsuntersuchung wünschen, soll das Bestimmen des PSA-Wertes als Untersuchungsmethode angeboten werden. Zusätzlich kann eine digital-rektale Untersuchung durchgeführt werden.“
Darüber hinaus wurde diese inhaltliche Änderung vorgenommen: „Besteht ein Anlass, über Früherkennung zum Prostatakarzinom zu informieren, sollen Männer ergebnisoffen über die Vor- und Nachteile beraten werden, insbesondere über die Aussagekraft von positiven und negativen Testergebnissen, Überdiagnosen sowie über gegebenenfalls erforderliche weitere Maßnahmen.“
Risikoadaptierte Screening-Intervalle
Nach wie vor gilt: „Für Männer, die weiterhin eine PSA-Früherkennungsuntersuchung wünschen, sollte sich das Intervall der Nachfolgeuntersuchung am aktuellen PSA-Wert und am Alter der Patienten orientieren, sofern keine Indikation zur Biopsie gegeben ist.
Altersgruppe ab 45 Jahren und einer Lebenserwartung > 10 Jahre
- PSA < 1 ng/ml: Intervall alle 4 Jahre
- PSA 1-2 ng/ml: Intervall alle 2 Jahre
- PSA > 2 ng/ml: Intervall jedes Jahr
Für Männer über 70 Jahre und einem PSA-Wert < 1ng/ml wird eine weitere PSA-gestützte Früherkennung nicht empfohlen.“
EU-Anhörung zum Krebs-Screening
Im März hatte der belgische Urologe und Adjunct Secretary General der European Association of Urology (EAU), Prof. Hein Van Poppel, das Paper „Early Detection of Prostate Cancer in 2020 and Beyond: Facts and Recommendations for the European Union and the European Commission“ veröffentlicht . Bei einer Anhörung vor dem Europäischen Parlament sprach er sich dafür aus, Prostatakrebs in die derzeit von der EU unterstützten Screening-Programme (Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebs) aufzunehmen . Zum PSA-Test erklärte Van Poppel, Ärzte hätten jetzt die Möglichkeit, das Risiko einer Überdiagnose und Überbehandlung mit Risikorechnern und Bildgebung per MRT zu verringern.