Sollten Patienten unter oraler Antikoagulation vor der Darmkrebsfrüherkennung mit dem iFOBT eine mehrtägige Therapiepause einlegen? Eine norwegische Screening-Studie zeigt, dass sich der positive Vorhersagewert eines immunchemischen Stuhltests bei ASS- und DOAK-Anwendern zwar verschlechtert. Trotzdem rät der ärztliche Direktor und Chefarzt der Medizinischen Klinik 2 am Diakonissenkrankenhaus in Mannheim, Prof. Dieter Schilling, von einer Unterbrechung der Antikoagulation ab. Zumindest bei den Hochrisiko-KHK-Patienten sei in der Abwägung das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis größer als der Nutzen einer etwas besseren Detektionsrate, schreibt Schilling in der ÄrzteZeitung.

 

Keine Unterschiede unter Warfarin

In die Untersuchung wurden 4908 Frauen und Männer im Alter von 50 bis 74 Jahren eingeschlossen, bei denen der immunologische Bluttest positiv war und die in der Konsequenz eine Koloskopie erhielten. Bei allen wurde die Medikamentenanamnese hinsichtlich ASS, Warfarin und neuen direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) erfasst. Der Gruppe der Anwender wurde eine gematchte Gruppe von Nichtanwendern gegenübergestellt.

  • Bei ASS-Anwendern lag der positive prädiktive Wert (PPV) für ein kolorektales Karzinom (KRK) bei 3,8 Prozent, in der gematchten Gruppe dagegen bei 6,54 Prozent (signifikant). Für fortgeschrittene Adenome lagen die Werte bei 27,2 versus 32,6 Prozent (nicht signifikant).
  • Bei DOAK-Anwendern lag der PPV für KRK bei 0,9 versus 6,8 Prozent und bei Nichtanwendern bei 9 Prozent. In der DOAK-Gruppe waren auch die PPV-Werte für die Entdeckung der fortgeschrittenen Adenome statistisch signifikant unterschiedlich (20,5 versus 32,4 Prozent)
  • In der Warfarin-Gruppe fanden sich keine signifikanten Unterschiede für den PPV.

 

Patienten über diagnostische Genauigkeit informieren

Eine niederländische Meta-Analyse von 2017  kommt zu anderen Ergebnissen (keine Veränderung des PPV durch ASS, NSAR oder OAK), „möglicherweise weil die Gruppen nicht gematcht waren“, schreibt Schilling. Sein Fazit: „Im Zuge der Alternativen, zumindest in Deutschland, sollte man Patienten darüber informieren, dass die diagnostische Genauigkeit reduziert ist, was dann den Einen oder Anderen bewegen könnte, sich primär koloskopieren zu lassen.“