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Kurz gesagt:

  • Zöliakie: ja oder nein? Mit diversen Antikörpertests steht eine verlässliche Labordiagnostik zur Verfügung - von der Erstdiagnose bei Verdacht auf Zöliakie, als Verlaufsuntersuchung unter Diät oder als Screening-Test.

  • Eine frühe Diagnose ist für Patienten sehr wertvoll, da die Zölikie durch glutenfreie Ernährung therapiert werden kann.

  • Langfristige Komplikationen und die damit verbundene erhöhte Sterblichkeit lassen sich mit einer Diagnose verhindern.

Zöliakie - was ist das?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Darmschleimhaut chronisch entzündet ist und die Darmzotten (Zottenatrophie) beschädigt werden. Dadurch kann der Dünndarm nicht mehr genügend Nährstoffe aufnehmen, was mit der Zeit zu Nährstoffdefiziten führt. Entzündungs-Ursache ist die Bildung von Autoantikörpern nach dem Verzehr von glutenhaltigen Lebensmitteln. Betroffene müssen sich deshalb komplett glutenfrei ernähren. Da Zöliakie familiär gehäuft auftritt, spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle bei der Krankheitsentstehung.

Die Häufigkeit der Zöliakie liegt in Deutschland zwischen 0,5%–1,0%, in Risikogruppen deutlich höher. Häufig wird die Glutenunverträglichkeit (zu) spät oder gar nicht festgestellt. Dabei hat die frühe Diagnose einen hohen Nutzen für Betroffene, da sie sich durch glutenfreie Ernährung therapieren lässt.



Worin ist Gluten enthalten?

Gluten kommt in Getreide vor und in allen Lebensmitteln, die diese Getreide enthalten. So wird z.B. Couscous aus Weizen hergestellt. 
Neben den typischen Getreidesorten, die für Backwaren und Pasta verwendet werden, kommt Gluten auch in Bier, Brei und vielen Fertiggerichten sowie Fleischersatzprodukten vor. Daher müssen Inhaltsangaben immer genau gelesen werden. Die sicherste Angabe ist die durchgestrichene Ähre für zertifiziert glutenfreie Produkte bzw. die Angabe "glutenfrei".

Für glutenintolerante Verbraucher ein wichtiges Symbol: Die durchgestrichene Ähre ist das international anerkannte Zeichen für kontrolliert glutenfreie Lebensmittel und gibt Sicherheit beim Einkauf.

Anders als bei Zöliakie, müssen Patienten mit einer Gluten- oder Weizensensitivität nicht unbedingt lebenslang auf alle glutenhaltigen Lebensmittel verzichten. Vor einer lebenslangen Glutendiät sollte in jedem Fall eine eindeutige Diagnose stehen. Denn: Getreidesorten, die Gluten enthalten, sind nicht automatisch ungesund. Im Labor können wir mit bestimmten Antikörpernachweisen und einem genetischen Test der Verdachtsdiagnose auf den Grund gehen und somit wichtige Informationen für Diätmaßnahmen liefern.



Zöliakie-Symptome: Wie äußert sich eine Glutenunverträglichkeit?

Die Palette von typischen bis unspezifischen Symptomen bei Zöliakie ist breit. Die Beschwerden sind individuell verschieden und unterschiedlich stark ausgeprägt. Bei manchen Patienten reicht eine Kleinstmenge des Klebereiweißes, um eine heftige Immunreaktion auszulösen. Andere leben trotz Glutenunverträglichkeit "beschwerdefrei", obwohl sie glutenhaltige Produkte zu sich nehmen - die Darmschädigung besteht trotzdem. Als Beschwerden können auftreten:

  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gewichtsverlust
  • fettige Stühle
  • Hautveränderungen
  • wiederkehrende Aphten im Mund
  • Blutarmut
  • Osteoporose (Knochenschwund) 
  • Unfruchtbarkeit
  • Bauchschmerzen
  •  Müdigkeit
  • Gelenkschmerzen
  • Mangelerscheinungen, zum Beispiel an Vitamin B12, Folsäure, Vitamin D, Kalzium oder Eisen

Jugendliche und Erwachsene haben häufig kaum oder keine Beschwerden, weshalb bei vielen die Erkrankung spät festgestellt wird.



Zöliakie-Diagnose: Wie kann man sich auf Glutenunverträglichkeit testen lassen?

Bei Verdacht auf Zöliakie empfehlen wir als ersten Schritt mit der Antikörperbestimmung zu beginnen. Die Konzentration von Transglutaminase-IgA-Antikörper (tTg-IgA) und Gesamt-IgA im Blut des Patienten ermöglicht eine präzise Diagnostik. Das Bioscientia Zöliakie-Screening umfasst die wichtigsten Parameter. Dieses Vorgehen entspricht der Empfehlung der aktualisierten S2k-Leitlinie „Zöliakie“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Bei einem positiven Befund empfiehlt die Leitlinie für Erwachsene als nächsten Schritt eine Magenspiegelung (Ösophagogastroduodenoskopie). Bei Kindern kann eine Magenspiegelung zur Diagnosestellung umgangen werden: Sofern der tTg-IgA-Titer das 10-fache des oberen Normwertes übersteigt und das Ergebnis in einer zweiten Serumprobe zur Bestimmung eines zweiten Antikörpers, des Endomysium-IgA, bestätigt wird.

Eine aussagekräftige Labordiagnostik ist der Grundstein für eine erfolgreiche Behandlung und Therapie. Für viele Untersuchungen reicht schon eine Blutprobe aus.

Für die Praxis

Parameter und Probenmaterial:

Immunglobulin A (IgA) (1 ml Serum (S))
Gewebstransglutaminase (tTG2)-Ak (IgA) (300 µl Serum (S))
Gliadin DP-Ak (IgG) (300 µl Serum (S))

Fragen und Antworten

Gluten, auch als Klebereiweiß bekannt, ist ein Gemisch aus Proteinen, Lipiden und Kohlenhydraten, das in einigen Getreidesorten vorkommt, vor allem in Weizen, Roggen und Gerste. Glutenhaltige Getreide eignen sich besonders gut zum Backen. Denn Gluten bildet zusammen mit Wasser einen klebrigen Teig, der aufgeht und seine Form behält. Gluten kommt wegen seiner vielseitigen lebensmitteltechnologischen Eigenschaften auch in Fertiggerichten, Saucen und zum Beispiel in Fleischersatzprodukten, wie Seitan (Weizenfleisch) vor.

Die Symptome bei Kindern sind vielfältig und teilweise unspezifisch und reichen von Durchfall, Gewichtsverlust, Wachstumsstörung, Osteoporose und Anämie bis zu chronischer Verstopfung oder Bauchschmerzen. Daneben gibt es immer wieder betroffene Kinder, die beschwerdefrei sind. Bei Babys fällt Zöliakie häufig nach Einführung der Beikost auf, sobald Getreide zugefüttert wird. Typische Symptome sind

  • Blähungen
  • chronische Durchfälle
  • großvolumige und fettige, glänzende Stühle

Daneben gibt es weitere indirekte oder allgemeine Symptome. Zum Beispiel:

  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gewichtsverlust
  • Muskelschwäche
  • Abgeschlagenheit
  • Blähbauch
  • Schlafstörung
  • Wachstums- und Entwicklungsstörungen
  • Auffällige Veränderungen von Aktivität und Laune

Durch den Nachweis von Antikörpern gegen die Gewebstransglutaminase aus einer Blutprobe. Zusätzlich soll Gesamt-IgA bestimmt werden, da die Transglutaminase-Antikörper in der Regel als IgA vorliegen.

Warum das Immunsystem bei Zöliakiebetroffenen nach Glutenaufnahme überreagiert, ist noch weitestgehend unbekannt. Da Zöliakie familiär gehäuft auftritt, liegt eine genetische Veranlagung nahe. Eine direkte genetische Untersuchung auf Zöliakie ist so jedoch nicht möglich, da hier nur das Risiko diagnostiziert werden kann, an einer Zöliakie zu erkranken.

Eine Zottenatrophie beschreibt die Rückbildung der Darmzotten. Ursache ist meistens eine unbehandelte Zöliakie. Bilden sich die kleinen fingerförmigen Ausstülpungen des Dünndarms immer weiter zurück, werden nicht ausreichend Nährstoffe aufgenommen. Das Nährstoffdefizit zeigt sich zum Beispiel in Form von Wachstumsstörung, Osteoporose oder Anämie. Wird eine glutenfreie Ernährung eingehalten, regenerieren sich die Darmzotten wieder.

Die Therapie bei Zöliakie besteht aus einer lebenslangen glutenfreien Ernährung. Verzichten Menschen mit der Unverträglichkeit komplett auf Gluten, normalisiert sich die Dünndarmschleimhaut und die krankheitsassoziierten Symptome, wie Bauchschmerzen oder Durchfall, bessern sich. Mit bestimmten Tests, wie Antikörper gegen die Gewebstransglutaminase (tTG2-Ak) und Antikörper gegen deaminierte Gliadinpeptide (Gliadin-DP-Ak), kann im Labor der Therapieerfolg kontrolliert werden.

Medikamentöse Wirkstoffe zur Behandlung von Glutenunverträglichkeit werden aktuell in Studien erprobt.

Die Zöliakie existiert lebenslang, ist aber durch eine glutenfreie Ernährung gut behandelbar. Patienten können beschwerdefrei leben, die Dünndarmschleimhaut und die Darmzotten regenerieren sich, somit werden auch wieder mehr Nährstoffe aufgenommen, und entsprechende Tests auf zöliakiespezifische Autoantikörper sind negativ.

Vor allem die primäre Form der Laktoseintoleranz, Fructose- und Histamin-Intoleranz.

Laura Ranzenberger

Laura Ranzenberger | Dieser Beitrag ist fachärztlich geprüft

Bg Blockcol F3f5f9

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Aktualisiert Mittwoch, 16 Oktober 2024