Kurz gesagt:
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Die Procalcitonin-Bestimmung (PCT) ermöglicht die differenzialdiagnostische Unterscheidung bakterieller Atemwegsinfekte von viral bedingten Infektionen und somit eine bedarfsorientierte Antibiotikabehandlung.
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Außerdem kann PCT zur Differenzialdiagnose und Verlaufsbeurteilung systemischer bakterieller Infektionen herangezogen werden, insbesondere bei Sepsis (Blutvergiftung).
Was ist Procalcitonin?
PCT ist das Prohormon – also die Vorstufe – von Calcitonin. Calcitonin ist ein Hormon, das in den neuroendokrinen Zellen der Schilddrüse produziert wird und an der Regulation des Calciumspiegels im Blut beteiligt ist.
Die Synthese von PCT außerhalb der Schilddrüse ist normalerweise unterdrückt, sodass es kaum im Blut nachweisbar ist. Verursachen Bakterien generalisierte entzündliche Prozesse, produzieren verschiedene Zelltypen (Leber-, Muskel-, Fett-Zellen) Procalcitonin.
Was sagt der Procalcitonin-Wert (PCT-Wert) aus?
Eine bakterielle Infektion lässt sich in der Regel antibiotisch behandeln. Bei viralen Erkrankungen dagegen ist eine Antibiotikabehandlung unwirksam. Gleichzeitig schätzt man, dass Atemwegserkrankungen für ca. 75 % aller Antibiotikatherapien verantwortlich sind, obwohl zumeist eine virale Genese zugrunde liegt.
Der Entzündungsmarker Procalcitonin (PCT) schafft hier Klarheit: Bei viralen Infektionen sowie Autoimmunerkrankungen, lokalen oder allergischen Entzündungsreaktionen sind die Procalcitonin-Werte im Blut kaum verändert. Wird eine Infektion durch Bakterien, Pilze oder Parasiten verursacht, steigt der PCT-Wert hingegen an und lässt sich anhand einer Serumprobe im Labor messen.
Warum wir Procalcitonin im Blut bestimmt?
Etwa zwei Stunden nach einer Infektion ist PCT im Plasma nachweisbar, mit der höchsten Konzentration nach zwölf bis 48 Stunden. Nach Abklingen der Infektion nimmt die Procalcitonin-Konzentration im Blut sehr schnell ab.
Wann ist der Procalcitonin-Wert erhöht?
Bei gesunden Erwachsenen liegt der Procalcitonin-Normwert im Blut bei unter 0,5mg/l. Erhöhte PCT-Konzentrationen von über 0,5mg/l finden sich bei SIRS (systemic inflammatory response syndrom) oder Sepsis, im Allgemeinen in Verbindung mit bakteriellen Infektionen. Je höher der PCT-Wert, desto schwerwiegender die Infektion beziehungsweise Entzündung.
Wann ist ein Procalcitonin-Test sinnvoll?
Ein PCT-Test ist gemäß S3-Leitlinie zur ambulant erworbenen Pneumonie sinnvoll, um zuverlässig zwischen bakterieller und viraler Atemwegsinfektion zu differenzieren. Außerdem hat sich PCT als aussagekräftiger Biomarker in der Verlaufsbeurteilung und zur Steuerung von Antibiotikatherapien bewährt.
Antibiotikaresistenzen verringern durch gezielten Antibiotika-Einsatz
Werden Antibiotika zu oft oder über einen zu langen Zeitraum angewandt, begünstigt dies die Entstehung und Verbreitung von resistenten Erregern. Ein wichtiger Ansatz, um Antibiotikaresistenzen vorzubeugen, ist der gezielte Einsatz von Antibiotika mithilfe der Bestimmung von PCT im Sinne der Antibiotic Stewardship.
Eher abgeraten wird von einer Antibiotikabehandlung bei PCT-Werten von unter 0,1 ng/ml bis 0,25 ng/ml. Eine Kontrolle von PCT sollte dann innerhalb von sechs bis 24 Stunden erfolgen, auch bei ambulanten Patientinnen und Patienten mit fehlender klinischer Besserung.
Sehr empfohlen wird eine Antibiotikabehandlung bei Werten über 0,5 ng/ml, bei Werten zwischen 0,25 und 0,5 ng/ml eher empfohlen. PCT sollte dann zur Steuerung der Antibiotikatherapie regelmäßig kontrolliert werden.
Procalcitonin-Wert bestimmen lassen mit Bioscientia
Der sensitive Marker Procalcitonin (PCT) ist ein wichtiger Baustein in der Infektionsdiagnostik. Er ermöglicht bedarfsorientierte Antibiotikatherapien. Dadurch wird die Wirksamkeit von Antibiotika erhalten, unnötige Nebenwirkungen werden vermieden und Behandlungskosten eingespart.
Für die Praxis
Für die Bestimmung des Procalcitonin-Wertes benötigen wir 500 µl Serum.
Diese sollte umgehend eingesandt werden. Ist eine tagesgleiche Bestimmung
nicht möglich, muss die Blutprobe zentrifugiert, der Überstand abpipettiert und
eingefroren werden. Den Nachweis führen wir mittels Immunoassay (ECLIA) durch.
Abrechnungsinfo
Um den niedergelassenen Arzt bei der gezielten Antibiose zu unterstützen,
hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) Mitte 2018 eine neue
(Ausnahme-) Kennziffer in den EBM aufgenommen. Durch die 32004 belastet
u. a. die Procalcitonin-Untersuchung nicht den Fallwert des anfordernden Arztes.