Kurz gesagt:
- Eine bekannte Insulinresistenz kann gezielt behandelt werden, um z. B. die Entstehung des Diabetes-Typ 2 zu verhindern bzw. zu verzögern oder bei von PCO-S betroffenen Patientinnen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen.
-
Der HOMA-Index ist ein einfaches, kostengünstiges Verfahren: Aus einer Blutprobe werden Insulin und Glukose (Blutzucker) bestimmt und aus den Werten der HOMA-Index berechnet.
Insulinresistenz erkennen
Frühzeitige Diagnose verbessert die Prognose
Fast alle Zellen in unserem Körper benötigen Insulin, um den Zucker (Glukose) aus der Nahrung aufzunehmen und zu verarbeiten.
Bei einer Insulinresistenz ist dieser Mechanismus gestört: Die Zellen reagieren weniger empfindlich (resistent) auf Insulin. Das führt dazu, dass sie weniger Zucker aufnehmen und dieser stattdessen in der Blutzirkulation verbleibt.
Oft bleibt eine Insulinresistenz lange unbemerkt und dementsprechend unbehandelt. Langfristig kann das zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen: Eine Insulinresistenz ist ein begünstigender Faktor für die Entwicklung eines Prädiabetes und in der weiteren Folge eines Typ-2-Diabetes (Diabetes mellitus Typ 2). Während die Vorstufe noch durch Lebensstil- und Ernährungsumstellung beeinflussbar ist, bleibt ein Diabetes als chronische Erkrankung ein Leben lang bestehen.
Wofür braucht der Körper Insulin?
In den Betazellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert, übernimmt das Hormon Insulin wichtige Funktionen im Stoffwechsel. In erster Linie reguliert Insulin den Blutzuckerspiegel, indem es die mit der Nahrung aufgenommene Glukose aus dem Blut in die Zellen schleust. Nur so kann Glukose in Energie umgewandelt werden. Daneben hat Insulin auch Einfluss auf den Fett- und Aminosäurestoffwechsel.
Was ist eine Insulinresistenz?
Reagieren die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin, sprechen Mediziner von einer Insulinresistenz.
Dabei nehmen die Zellen kaum bis gar keine Glukose mehr aus dem Blut auf. Für die Bauchspeicheldrüse ist das ein Signal noch mehr Insulin auszuschütten, um den Blutzucker zu regulieren. Ein Teufelskreis entsteht.
Dieser Zustand kann Jahre oder Jahrzehnte anhalten ohne aufzufallen. Solange bis die Bauchspeicheldrüse erschöpft ist und die Insulinproduktion einstellt.
Soweit muss es nicht kommen. Denn früh genug erkannt und behandelt, lassen sich Folgeerkrankungen wie Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Arteriosklerose – das Metabolische Syndrom - verhindern oder herauszögern.
Daneben ist eine Insulinresistenz am Polyzystischen Ovar-Syndrom, kurz PCO-S, beteiligt. Die Behandlung einer Insulinresistenz bei Frauen mit PCO-S hilft dabei, die metabolischen Risiken der Frauen zu senken, die Erfolgsrate bei reproduktionsmedizinischen Behandlungen zu verbessern und Schwangerschaftskomplikationen, wie einen Gestationsdiabetes, zu verhindern.
Welche Symptome treten bei einer Insulinresistenz auf?
Weil eine Insulinresistenz keine oder nur unspezifische Symptome auslöst, bleibt sie in so vielen Fällen lange Zeit unbemerkt. Meistens sind es dann Zufallsbefunde bei Check-up-Untersuchungen wie z. B. ein leicht erhöhter Blutzucker, oder es treten bereits Folgeerkrankungen auf. Bei gezielten weiteren Untersuchungen kann dann ein erhöhter Insulinwert festgestellt werden.
Mögliche Risikofaktoren und Anzeichen für eine Insulinresistenz oder einen Prädiabetes sind:
- Diabetes Typ 2 in der Familie
- Übergewicht (Adipositas) (BMI > 28 kg/m2)
- Bewegungsmangel und ungesunder Lebensstil
- Metabolisches Syndrom
- Zyklusstörung
- Unfruchtbarkeit (Infertilität)
- Verdacht auf Diabetes Typ 2
- Verdacht auf PCO-S
Wie kann man eine Insulinresistenz erkennen?
Da die Symptome bei einer Insulinresistenz häufig fehlen, sollte nicht gewartet werden, bis Folgeerkrankungen irreversible Schäden auslösen. Kommen bestimmte Risikofaktoren für eine Insulinresistenz zusammen, ist es daher sinnvoll entsprechende Laborwerte zu kontrollieren. Denn je früher sie erkannt wird, desto eher lässt sich die Insulinresistenz bessern, wenn auch nicht beheben.
Im Labor lässt sich eine Insulinresistenz auf mehreren Wegen feststellen:
- In einem Glukosebelastungstest wird gemessen, ob der Blutzuckerspiegel nach Glukosegabe in einem akzeptablen Bereich bleibt. Damit wird die Insulinwirkung an den Zellen direkt überprüft.
- Als einfaches, kostengünstiges Verfahren ist eine Blutuntersuchung möglich. Bei
diesem Test werden der Insulinwert und der Glukosewert bestimmt und daraus der HOMA-Index berechnet.
HOMA-Index = (Insulin (µU/ml) * Glukose (mg/dl))/ 405
Anhand des berechneten Wertes kann zuverlässig beurteilt werden, ob eine Insulinresistenz vorliegt:
< 1,5 = Insulinresistenz unwahrscheinlich
> 2,0 = Hinweis auf Insulinresistenz
> 2,5 = Insulinresistenz wahrscheinlich
- Der euglykämisch-hyperinsulinämische Clamp-Test gilt als zuverlässigste Methode und ist damit der Goldstandard zur Messung der Insulinresistenz. Diese sehr aufwändige Methode eignet sich aber nicht für den Routinebetrieb in einer Arztpraxis.
Je früher eine Insulinresistenz erkannt wird, desto größer sind die Chancen ernsthafte Folgeerkrankungen, wie Diabetes Typ 2, zu vermeiden oder die Entwicklung zu verzögern.
Was sind die Ursachen einer Insulinresistenz?
Die genauen Mechanismen, die zu einer Insulinresistenz führen sind komplex und zum größten Teil noch Gegenstand intensiver Forschung. Eine genetische Veranlagung (Disposition) ist wahrscheinlich. Ein inaktiver Lebensstil, ungesunde Ernährung und Übergewicht (Adipositas) steigern zudem das Risiko für eine Insulinresistenz.
Folgen einer unbehandelten Insulinresistenz
Die Insulinresistenz gehört zum Metabolischen Syndrom. Dieser Begriff bündelt die Risikofaktoren:
- zu viel Bauchfett
- hohe Blutzucker- und Blutfettwerte sowie
- Bluthochdruck
Jeder dieser Faktoren erhöht bereits für sich das Risiko für Gefäßkrankheiten (Arteriosklerose). Schlaganfall und Herzinfarkt sind mögliche Folgen. Häufig führt das Metabolische Syndrom zudem in einen Diabetes Typ 2, der lebenslang besteht und Nerven- und Organschäden mit sich bringen kann.
Lässt sich eine Insulinresistenz behandeln?
Die gute Nachricht: Ja - sofern die Insulinresistenz frühzeitig erkannt wird. Der Behandlungserfolg ist individuell sehr unterschiedlich und hängt stark vom Lebensstil und der Disziplin ab. Doch die Mühe lohnt sich: Durch eine Ernährungs- und Lebensstilumstellung ist es möglich, das ungesunde Bauchfett zu reduzieren und Blutzuckerschwankungen zu minimieren. Dadurch reagieren die Zellen wieder besser auf Insulin. Im Idealfall lässt sich somit die Diagnose Insulinresistenz rückgängig machen. Mit der erfolgreichen Behandlung der Insulinresistenz sinkt auch das Risiko für Folgeerkrankungen, wie Diabetes Typ 2. Und umgekehrt: Mit einem aktiven Lebensstil und einer ausgewogenen Ernährung lässt sich einer Insulinresistenz auch vorbeugen.
Ernährung umstellen
Eine ausgewogene Ernährung unterstützt dabei, abzunehmen und Blutzuckerschwankungen zu minimieren. Um das Risiko für Typ-2-Diabetes zu verringern, ist es entscheidend, Gewicht und Bauchumfang zu reduzieren.
Auch wenn nicht alle Kohlenhydrate ungesund sind; viele werden im Körper in Glukose umgewandelt. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel schnell an. In Verbindung mit wenig Bewegung werden die Kohlenhydrate als Fett eingelagert. Beides gilt es zu vermeiden. Am besten landen nur noch kleine Portionen komplexer Kohlenhydrate auf dem Teller, wie Vollkornprodukte. Dazu sollte vor allem viel Gemüse und zuckerarmes Obst, wie Beeren oder Äpfel, verzehrt werden.
Mehr Bewegung
Eine ausgewogene Ernährung muss von Sport begleitet werden, um Gewicht und insbesondere das ungesunde Bauchfett zu reduzieren. Wer es nach der Diagnose Insulinresistenz schafft, Sport in seinen Alltag einzubauen, kann außerdem den Blutzuckerspiegel senken und die Insulinempfindlichkeit erhöhen.
Ungesunde Lebensweisen aufgeben
Rauchen, Alkoholkonsum und Stress sind Risikofaktoren für viele Krankheiten. Auch bei einer Insulinresistenz ist es ratsam, insbesondere auf Zigaretten und Alkohol zu verzichten und Stress zu reduzieren.
Wird eine Insulinresistenz festgestellt, gibt der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin individuelle Hinweise zu Ernährung, Sport und Lebensstil.
Ob die Maßnahmen greifen, lässt sich im Labor zum Beispiel mit dem HOMA-Index kontrollieren.
HOMA-Index und Proinsulin-Wert- Jetzt testen lassen
Sie möchten wissen, ob Sie eine Insulinresistenz haben? Vereinbaren Sie einen Termin in einem "Mein Direktlabor" in Ihrer Nähe zur ärztlichen Beratung und Blutentnahme. Nach einem Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin werden die Blutwerte bestimmt, die Sie wünschen. Schnell, unkompliziert und sicher.
Bitte beachten Sie, dass Sie 12 Stunden vor der Blutentnahme nichts essen dürfen.
Für die Praxis
Einfache Präanalytik
Vor der Untersuchung (HOMA-Index und Proinsulin) ist eine
12-stündige Nahrungskarenz unbedingt notwendig.
Wir benötigen gefrorenes Serum und NaF/Citrat-Blut.
Unser Service
Bei der Anforderung „HOMA-Index“ bestimmen wir
Insulin und Glucose und berechnen direkt den HOMA-Index.