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Kurz gesagt:

  • Zur gesetzlichen Schwangerenvorsorge gehört ein Test auf einen erhöhten Blutzuckerspiegel.
  • Ein Schwangerschaftsdiabetes verläuft normalerweise ohne auffällige Symptome, birgt aber Risiken für Mutter und Kind.
  • Die Routineuntersuchung hat einen hohen Nutzen, da die Stoffwechselstörung sehr gut therapierbar ist.

Was ist Schwangerschafts­diabetes?

Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes (so der medizinische Fachbegriff für die Erkrankung) bedeutet so viel wie „zuckerkrank in der Schwangerschaft“. Ein hoher Blutzuckerspiegel während der Schwangerschaft verursacht keine Beschwerden, kann aber schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind haben. Deshalb gehört ein Zuckerbelastungstest zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche zur gesetzlichen Schwangerenvorsorge.

Vor allem in der zweiten Schwangerschaftshälfte erhöhen bestimmte Schwangerschaftshormone den Insulinbedarf der werdenden Mutter. Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet und schleust den Zucker aus dem Blut, damit ihn die Körperzellen zur Energiegewinnung aufnehmen können. Kommt der Organismus mit der Insulinproduktion dem Bedarf nicht mehr nach (etwa wegen einer genetischen Veranlagung oder weil die werdende Mutter sich zu kalorienreich ernährt), gelangt der Blutzucker nicht mehr in die Zellen, sondern zirkuliert dauerhaft im mütterlichen Blutkreislauf und kann über die Plazenta auch zum Ungeborenen gelangen.

Davon betroffen sind etwa fünf von 100 schwangeren Frauen. Sie entwickeln einen Gestationsdiabetes, der in den meisten Fällen nur vorübergehend ist und unmittelbar nach der Entbindung wieder verschwindet. Manchmal kann er aber auch zu einem Diabetes mellitus und damit zu einer chronischen Erkrankung führen.



Symptome bei Schwangerschafts­diabetes?

Die typischen Symptome, wie sie von Patienten mit Diabetes mellitus beschrieben werden (vermehrter Durst, häufiges Wasserlassen oder Müdigkeit), bleiben beim Schwangerschaftsdiabetes aus oder sind nur sehr mild ausgeprägt. Die meisten schwangeren Frauen würden nicht merken, dass ihre Blutzuckerwerte möglicherweise zu hoch sind.

Welche Blutzuckerwerte sind während der Schwangerschaft normal?

Normalerweise liegen die Nüchtern-Blutzuckerwerte bei schwangeren Frauen zwischen 70 und 92 mg/dl (Milligramm pro Deziliter). Im Allgemeinen ist es wichtig, dass der Blutzuckerspiegel während der Schwangerschaft nicht zu hoch oder zu niedrig ist, da dies zu Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Entbindung führen kann.

Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?

Nach der Diagnose Schwangerschaftsdiabetes wird die schwangere Frau über Ernährung sowie weitere Maßnahmen zur Blutzuckerkontrolle individuell beraten. In der Regel überweist die Gynäkologin oder der Gynäkologe die Patientin dazu in eine Praxis für Diabetologie.

Schwangerschaftsdiabetes ist in der Regel gut behandelbar. Um den Blutzuckerspiegel in den Griff zu bekommen, ist eine kohlenhydratarme Ernährung, unter ärztlicher Aufsicht, notwendig. Auch regelmäßige Bewegung zählt zu den Maßnahmen, die Blutzuckerwerte zu regulieren. In einigen Fällen kann eine Insulintherapie erforderlich sein.

Das Ziel ist es, schwangerschaftstypische Blutzuckerwerte zu erreichen ohne in eine Ketose (pH-Entgleisung bei einem Zustand, in dem der Körper statt Kohlenhydraten Fett als Hauptenergiequelle verwendet) oder Hypoglykämie (Unterzuckerung) zu rutschen.



Welche Folgen für Mutter und Kind kann Schwangerschafts­diabetes haben?

Während der Schwangerschaft ist eine Entgleisung des Zuckerstoffwechsels mit gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind verbunden. Bei wem Folgen auftreten und in welchem Ausmaß ist individuell unterschiedlich. Die S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zu Gestationsdiabetes gehen ausführlich auf mögliche Akut- und Langzeitfolgen ein.

Durch Schwangerschaftsdiabetes kann das Baby zu groß und zu schwer werden (was zu Geburtskomplikationen und Spätfolgen wie Übergewicht und Diabetes führen kann). Seltener sind auch Reifestörungen möglich. Der Grund dafür ist, dass das Ungeborene als Reaktion auf die hohen mütterlichen Blutzuckerwerte Insulin im Überschuss produziert. Und dieses Bauchspeichelhormon wirkt dem Hormon Cortisol entgegen, das die Entwicklung der kindlichen Organe fördert. Komplikationen für die Schwangere können Harnwegsinfekte und hoher Blutdruck sein. In manchen Schwangerschaften ist auch das Risiko für eine Präeklampsie erhöht. Auch das Risiko für eine Frühgeburt steigt.

Meist normalisieren sich die Blutzuckerwerte nach der Entbindung zunächst wieder. Langfristig entwickelt jedoch jede zweite betroffene Frau in den folgenden Jahren einen Typ-2-Diabetes.



Für wen stellt Schwangerschafts­diabetes ein erhöhtes Risiko dar?

Auch ohne Risikofaktoren ist ein Screening (routinemäßige Testung) auf Schwangerschaftsdiabetes Teil der Schwangerenvorsorge. Ein erhöhtes Risiko haben Frauen,

  • in deren Familie (Eltern, Geschwister) Diabetes vorkommt
  • die älter als 35 Jahre sind
  • deren BMI über 30 liegt
  • bereits ein Kind haben, das bei seiner Geburt mehr als 4000 Gramm (Mädchen) beziehungsweise 4170 Gramm (Jungen) wog
  • bei denen schon vor der Schwangerschaft eine gestörte Glukosetoleranz vorlag
  • die unter einem vorangegangenen Schwangerschaftsdiabetes litten
  • die während der Schwangerschaft stark zunehmen

Die S3-Leitlinie zu Gestationsdiabetes zeigt anhand von Studien, dass auch ein Vitamin-D-Mangel mit einem erhöhten Risiko verbunden ist, einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln. Eine ausreichende Vitamin D-Versorgung ist in der Schwangerschaft insgesamt wichtig. Daher ist es sinnvoll, während der Schwangerschaft den Vitamin-D-Status zu bestimmen, um einen Mangel zu vermeiden.



Gestationsdiabetes im Labor messen

Beim Zuckerbelastungstest im Rahmen der Schwangerenvorsorge geht es darum, die Fähigkeit des Körpers zu prüfen, Zucker abzubauen, der mit der Nahrung zugeführt wird. Zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche gehen Sie zu einem einfachen Vortest in die Arztpraxis. Dort trinken Sie eine gering dosierte Zuckerlösung (50 Gramm). Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel an, sollte aber – im Normalfall – schnell wieder in den Normalbereich sinken. Nach einer Stunde entnimmt Ihnen eine MTA eine Blutprobe und das Labor ermittelt daraus, wie Ihr Körper in dieser Zeit den Blutzucker abgebaut hat. Ist der Wert dann allenfalls noch leicht erhöht (<135 mg/dl), besteht kein Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes. Damit ist der Test schon beendet.

Nur wenn das Ergebnis auffällig ist, folgt zeitnah der orale Glukosetoleranztest (oGTT). Dabei werden Ihre Blutzuckerwerte zunächst nüchtern (das heißt: zuvor mindestens acht Stunden nichts essen) gemessen, um einen Ausgangswert zu erhalten. Anschließend trinken Sie einen Sirup mit 75 Gramm Glukose. Nach Ablauf einer Stunde und nochmal nach zwei Stunden wird wieder Blut abgenommen Wird in einer dieser Proben der jeweilige Blutzuckergrenzwert überschritten, ist damit die Diagnose Schwangerschaftsdiabetes gestellt.

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Für die Praxis

Zwischen der Schwangerschaftswoche 24+0 und 27+6
sollte bei jeder Schwangeren, die nicht bereits einen
manifesten Diabetes hat, das Screening auf Gestationsdiabetes
durchgeführt werden.

Für den Suchtest muss die Schwangere nicht nüchtern sein.
Eine Stunde nach Einnahme einer Glukoselösung (50 Gramm)
wird der Blutzuckerwert bestimmt. Ab 135 mg/dl und bis 200 mg/dl
sollte ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) vorgenommen werden.
Bei dieser Untersuchung ist dringend auf eine achtstündige
Nahrungskarenz zu achten.

Beim oGTT werden der Nüchternwert sowie der Ein- und
Zweistundenwert nach Glukosebelastung gemessen.
Die Grenzwerte liegen bei 92, 180 und 153 mg/dl. Wird nur ein Grenzwert
erreicht bzw. überschritten, liegt ein GDM vor und eine Therapie ist indiziert.

Autor Thmb Lauraranzenberger

Laura Ranzenberger | Dieser Beitrag ist fachärztlich geprüft

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Aktualisiert Mittwoch, 16 Oktober 2024