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Kurz gesagt:

  • Cystatin C ist ein körpereigenes Protein, das in der Labormedizin als Marker für die Nierenfunktion genutzt wird.

  • Im Gegensatz zu anderen Anzeigern ist diese Substanz weitgehend unabhängig von verschiedenen Störeinflüssen.

  • Auch beginnende Nierenerkrankungen können mit einer Cystatin C-Bestimmung im Blut frühzeitig erkannt werden.

Cystatin C - Bestimmung der Nierenfunktion

Rund 9 Millionen Menschen in Deutschland leben mit einer chronischen Nierenerkrankung (chronic kidney disease, CKD). Sie tritt häufig in Folge von Bluthochdruck und Diabetes auf und ist ein ernster Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Um eine chronische Nierenerkrankung zu vermeiden, ist Früherkennung entscheidend. Da Nierenerkrankungen meist schmerzlos verlaufen, bleiben sie oft über eine lange Zeit unbemerkt und schreiten weiter voran - bis die Nieren ganz versagen. Früh erkannt und behandelt, lässt sich der Verlauf abbremsen, bestenfalls sogar ganz aufhalten.

Die Funktion der Nieren wird daran beurteilt, wie gut sie das Blut reinigen. Die „Filterleistung“ heißt in der medizinischen Fachsprache „Glomeruläre Filtrationsrate“ (kurz GFR). Mit ihr lässt sich abschätzen, wie schnell die Nieren einen bestimmten Stoff aus dem Blut entfernen. Eine ausführlichere Erklärung der GFR finden interessierte Leser hier.

Standardmäßig wird die GFR mit dem bekannten Nierenparameter Kreatinin bestimmt. Um einen beginnenden Nierenfunktionsverlust frühzeitig festzustellen, ist Cystatin C aufgrund seiner hohen Sensitivität der zuverlässigere Parameter. Das bestätigt unter anderem diese Studie von 2020, in der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass eine auf Cystatin C-basierende Messmethode genauer ist, als mittels Kreatinin.

Menschen mit hohem Blutdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf Erkrankungen sowie bei familiärer Disposition (Fälle von dialysepflichtiger Niereninsuffizienz in der Familie) sollten jährlich Nierenfunktion und Harn kontrollieren lassen.

Aber auch für Menschen ohne familiäre Vorbelastung oder Grunderkrankung ist es sinnvoll, die Nierenfunktion mit dem Frühwarn-Parameter Cystatin C-Wert zu prüfen. Denn auch Lebensstil und Genussmittel haben einen Einfluss auf die Nierengesundheit. Wer seine Nierenfunktion kontrollieren möchte, kann sich schnell und einfach einen Termin in einem unserer Direktlabore buchen.



Was ist Cystatin C?

Cystatin C ist ein Eiweiß, das im Blut gemessen wird und eine Beurteilung der Nierenfunktion ermöglicht. Als sogenannter Protease-Inhibitor zählt es zu den Hemmstoffen im Körper, die den Abbau von Proteinen verhindern. Fast alle kernhaltigen Zellen produzieren Cystatin C in relativ konstanter Menge. Da es sich um ein niedermolekulares (also „kleines“) Protein handelt,

Anders als bei dem Standard-Nierenparameter Kreatinin, sind die Werte bei Cystatin C unabhängig von Körpergewicht, Muskelmasse und Geschlecht.

Aus diesem Grund bietet sich Cystatin C als früher Nierenwert hervorragend an. Schon eine geringe Erhöhung im Blut weist darauf hin, dass die Filterleistung eingeschränkt ist.

Einsatz von Cystatin C:

  • Frühdiagnose einer Nierenerkrankung
  • Verlaufskontrolle von Nierenerkrankungen
  • Verlaufskontrolle nach Nierentransplantation



Was sagt der Cystatin C Wert aus?

Durch eine Cystatin C-Bestimmung kann eine Niereninsuffizienz frühzeitig diagnostiziert werden. Umgekehrt schließt ein normaler Cystatin C-Wert eine Niereninsuffizienz verlässlich aus (Kreatinin wegen seines messblinden Bereichs jedoch nicht).

Das wichtige Stadium 2 der Niereninsuffizienz, das heißt der beginnende Nierenfunktionsverlust, wird durch die Bestimmung von Kreatinin regelmäßig nicht erfasst (kreatininblinder Bereich). Als Niereninsuffizienz oder Nierenversagen bezeichnet man die Unterfunktion einer oder beider Nieren.

Insbesondere bei Menschen mit Diabetes und Bluthochdruck ist Cystatin C geeignet, die Nierenfunktion von vornherein verlässlich zu bewerten. Das zuverlässige Erkennen einer bereits gering eingeschränkten Nierenfunktion ist zudem bei älteren Patienten essentiell, um eine Überdosierung von Medikamenten zu vermeiden.

Anstieg von Creatinin und Cystatin C bei Niereninsuffizienz Stadium 2 und 3. Modifiziert nach Meeusen & Lieske. Looking for a better creatinine. Clin Chem 2014, 60:1036-39



Wie kann man mit Cystatin C die GFR berechnen?

Ein bewährter Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR). Mit der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (auch estimated Glomerular Filtration Rate, kurz eGFR) lässt sich die Nierenfunktion beurteilen.

Zur Berechnung gibt es verschiedene Formeln. Für die Berechnung der eGFR mit Cystatin C verwenden Mediziner zum Beispiel diese Formel:

eGFR = 130 x Cystatin C - 1.069 x age - 0.117 - 7.

Mit unserem Rechner kann jeder schnell und einfach die Cystatin C-Werte eintragen und das Ergebnis abrufen.



Wie hoch sind die Normwerte für Cystatin C?

Die Hauptursache für erhöhte Cystatin C-Werte ist eine gestörte Nierenfunktion. Die Höhe des Messwerts im Blut gibt Rückschlüsse auf die Funktion der Nieren.

Von Labor zu Labor können die sogenannten Referenzwerte variieren. Bei Bioscientia liegen sie geschlechtsneutral zwischen 0,62 und 1,11 mg/l.

Bei Neugeborenen und Säuglingen liegen die Werte etwas höher.



Was tun, wenn Cystatin C zu hoch oder zu niedrig ist?

Mit Blick auf die Nierenfunktion sind vor allem erhöhte Cystatin C-Werte interessant. Je  nachdem wie hoch der Wert ist, desto schlechter ist die Nierenfunktion. In der Medizin wird die Funktion der Nieren in fünf Stadien eingeteilt. Stadium 2 sollte bereits weiter ärztlich abgeklärt werden.

Je nach Stadium sind entsprechende medizinische Maßnahmen notwendig, um die eingeschränkte Nierenfunktion zu behandeln.



Weitere Diagnostik bei Nierenerkrankungen

Bei vielen nephrologischen Erkrankungen sind genetische Ursachen bekannt. Die interdisziplinäre S2k-Leitlinie „Rationelle Labordiagnostik zur Abklärung Akuter Nierenschädigungen und Progredienter Nierenerkrankungen“ empfiehlt bei Nierenerkrankungen die Molekulargenetische Diagnostik einzubeziehen. Denn dadurch lassen sich Nierenerkrankungen bzw. (systemische) Erkrankungen mit Nierenbeteiligung in Zweifelsfällen eindeutig(er) identifizieren, einordnen und ggf. auch frühzeitiger erkennen.

Genetisch bedingte Nierenerkrankungen betreffen einen großen Anteil dialysepflichtiger Patienten. Typische Beispiele sind u. a. autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung, Alport Syndrom, Morbus Fabry, autosomal dominante interstitielle Nephritis, metabolische Erkrankungen und viele mehr. Unsere Abteilung für Genetik steht Patienten und Angehörigen mit genetischer Beratung und Diagnostik zur Seite.

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Für die Praxis

Für die Untersuchung wird 1 ml Serum benötigt.

Autor Thmb Lauraranzenberger

Laura Ranzenberger | Dieser Beitrag ist fachärztlich geprüft

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Aktualisiert Mittwoch, 16 Oktober 2024