Die Weltgesundheitsversammlung (WHA) hat den 30. Januar zum Welttag der vernachlässigten Tropenkrankheiten erklärt. Humane autochthone Infektionen mit exotischen Viren treten indes zunehmend auch in Deutschland auf.
West-Nil-Virus westlich von Spree und Elbe
Noch gibt es keinen Grund, das West-Nil-Virus (erstmals 1937 in der West-Nil-Subregion von Uganda aufgetreten) in „West-Spree-Virus“ umzubenennen. Allerdings werden seit 2019 auch in Deutschland autochthone Infektionen mit dem WNV nachgewiesen, vor allem in Ostdeutschland, etwa in Berlin, Marzahn-Hellersdorf, Leipzig und Meißen. 2022 wurden hierzulande zehn Infektionen mit dem West-Nil-Virus erfasst. Mindestens acht der Betroffenen steckten sich in Deutschland an und nicht, wie bei anderen Tropenkrankheiten, im Urlaub oder am Flughafen. Von Hunderten weiteren, nicht-diagnostizierten Infektionen sei auszugehen.
Ärztinnen und Ärzte sollten vor allem im Sommer und Spätsommer sowie in Gebieten mit bekannter WNV-Zirkulation in Tieren bei Personen mit ätiologisch unklaren Enzephalitiden und bei örtlichen Häufungen von Patientinnen und Patienten mit Fieber unklaren Ursprungs eine WNV-Diagnostik veranlassen, rät das RKI.
Auch an exotische Infektionskrankheiten denken
Ärzte müssten generell für das Auftreten exotischer Infektionskrankheiten sensibilisiert werden, die sonst nur nach Reisen aufträten, erklärte der ehemalige RKI-Präsident Lothar Wieler im vergangenen Jahr. Relevant sind auch das Dengue- und Chikungunya-Fieber. Beide zählen zu den „vernachlässigten Tropenkrankheiten“, auf die der World NTD Day am 30. Januar aufmerksam macht. Mehr als eine Milliarde Menschen vor allem in armen Ländern der Tropen, insbesondere im südlichen Afrika, Südostasien und Südamerika, leiden unter „neglected tropical diseases“.
Asiatische Tigermücke wird heimisch in Deutschland
Wegen des rasanten Klimawandels könnten sich aber auch in Deutschland Tropenkrankheiten vermehrt ausbreiten. Die Asiatische Tigermücke zum Beispiel schickt sich an, in mehreren Regionen Südeuropas ganzjährig zu brüten. Die schwarz-weiß gestreifte Stechmücke überträgt mehr als 20 Viren, darunter die humanpathogenen West-Nil-, Dengue-, Chikungunya- und Zika-Viren. Experten beobachten, dass sich das Insekt vor allem am Oberrhein „explosionsartig vermehrt“. In Frankreich wurden 2022 mehr als 30 autochthone Fälle von Denguefieber registriert. In unseren einheimischen Gefilden gilt das Übertragungsrisiko derzeit als noch gering. Im vergangenen Jahr waren vor allem Reiserückkehrer aus Kuba von Dengue betroffen.
Antikörper-Diagnostik zu West-Nil- und Denguefieber
Bei Verdacht auf West-Nil-Fieber (Fieber, teilweise biphasisch, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit, Lymphknotenschwellungen) oder Denguefieber (Fieber, Schüttelfrost, starke Kopfschmerzen bei Bewegung der Augen, starke Abgeschlagenheit, starke allgemeine Körperschmerzen) unterstützen wir Ihre Diagnose mit spezifischen Antikörpertests (West-Nil-Virus Ak und Dengue-Virus Ak).