(Nachtrag am 4. Juli 2022: Inzwischen haben wir über 130.000 Sequenzen übermittelt)

Seit Jahresbeginn werden in Deutschland auf Anordnung des Bundegesundheitsministeriums je nach Zahl der Neuinfektionen 5 oder 10 Prozent der SARS-CoV-2-positiven PCR-Ergebnisse mittels Vollgenomsequenzanalyse nachuntersucht. So soll die Entstehung neuer Mutanten entdeckt und die Ausbreitung von Virus-Mutanten dokumentiert werden.

 

Die Bioscientia startete die Sequenzier-Tätigkeit Mitte Januar, unmittelbar nach Inkrafttreten der Verordnung, zusätzlich zur bundesweit großflächigen Nachverfolgung spezifischer Mutationen. Bis Mitte April wurden von allen beteiligten Laboren bundesweit rund 27.000 Sequenzen des Virusgenoms an das RKI berichtet. Ein gutes Drittel davon stammt aus der genetischen Abteilung des Ingelheimer Bioscientia-Labors in enger Kooperation mit der infektiologisch-molekularbiologischen Abteilung: Am 15. April wurde von dort aus die 10.000ste Sequenz an den RKI-Server übermittelt, auf dem diese Daten für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung stehen.

 

Der Geschäftsführer und Leitende Arzt der Bioscientia, Dr. Oliver Harzer, freut sich über den Erfolg: "Erst um Weihnachten herum haben unsere Molekulargenetiker und Bioinformatiker die Sequenzierung der vollständigen Virusgenome bei uns auch für den Routinebetrieb eingerichtet und validiert. Wir konnten dann sehr kurzfristig bereits den Löwenanteil der sequenzierten Befunde zur Verfügung stellen, was der exzellenten Vernetzung, den kurzen Wegen und dem tollen Team innerhalb unseres Labors zu verdanken ist."

 

Die positiven Proben für die Vollgenom-Sequenzierung stammen vor allem aus den Laboren des Sonic Healthcare-Verbundes, aus universitären Einrichtungen und kleineren Laboren ohne Sequenzier-Möglichkeit sowie von Gesundheitsämtern, die in Ausbruchssituationen Sequenzierungen beauftragen dürfen.

 

Gefunden wurden insgesamt 185 verschiedene bislang definierte Virus-Linien. Von Januar bis April lässt sich die zunehmende Dominanz der britischen Variante B.1.1.7 gut beobachten: Zuletzt konnten die Bioinformatiker der Bioscientia rund 94 Prozent der gefunden Mutationen dieser Linie zuordnen. Demgegenüber spielen die südafrikanische (im jüngsten Lauf 1%) und brasilianische (im jüngsten Lauf 0%) Variante praktisch keine Rolle.