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Fragen und Antworten zur Präanalytik

Was ist der Unterschied zwischen Präanalytik und Blutentnahme?

Die Blutentnahme ist ein Teil der Präanalytik.

Der Begriff „Präanalytik“ umfasst noch mehr, z. B. Beschriftung, Zentrifugation und Transport der Probe. Kurz: Sämtliche Prozesse, die auf eine Probe einwirken, bevor sie gemessen wird (Definition s. u.).

Wie lange darf die Vene gestaut werden?

Maximal 1 min.

Bei längerem Stauen wird die Probe hämolytisch, die roten Blutkörperchen platzen. Die Hämolyse verfälscht viele Laborergebnisse, z. B. Kalium, Eisen, GOT und Kalium.

Ist es unbedingt notwendig, dass man bei Citratröhrchen die richtige Füllmenge beachtet?

Ja, weil sonst die Gerinnungswerte falsch bestimmt werden.

Das Röhrchen enthält einen Gerinnungshemmer (Citrat), der nur dann eine wirksame Konzentration hat, wenn die Blutmenge korrekt bis zum Füllstrich reicht.

Wann ist der Patient nüchtern?

Wenn er 12 Stunden nichts gegessen hat.

Wann sollte eine Blutprobe entnommen werden?

Möglichst zwischen 7:00 Uhr und 9:00 Uhr.

Die Konzentration einiger Laborwerte im Blut schwankt im Tagesverlauf. Die Referenzwerte bzw. Normbereiche werden aber zumeist bei morgendlichen Blutentnahmen festgelegt. Eine nachmittägliche Blutentnahme kann also zu Fehlinterpretationen führen.

Was muss ich tun, wenn eine Probe nicht mehr am Tag der Probenentnahme abgeholt werden kann?

Sie müssen Blutkuchen und Serum durch Zenztrifigieren voneinander trennen.

Ansonsten können Stoffe aus den verschiedenen Zellen im Blut ins Serum gelangen und die Laborergebnisse verfälschen. Typisch wäre hier ein falscher Kaliumwert. Gelröhrchen können Sie nach dem Zentrifugieren bis zum nächsten Tag lagern und dem Laborfahrer mitgeben.Wenn Sie keine Gelröhrchen verwenden, müssen Sie nach dem Zentrifugieren den Überstand (= das Serum) in ein anderes Röhrchen überführen.

Was muss ich machen, wenn ich gefrorenes Serum/Plasma einschicken will?

Das Röhrchen zentrifugieren und den Überstand in ein zweites „neutrales“ Röhrchen umfüllen. Dieses verschließen, mit einem Barcode bekleben und einfrieren. Bitte kein Vollblut (das Originalröhrchen) einfrieren. Eine so eingefrorene Probe kann das Labor nicht verwenden.

Geben Sie bitte dem Fahrer die Probe im Safety Bag für gefrorene Proben mit. So erkennt der Fahrer sofort, dass es sich um eine gefrorene Probe handelt und transportiert sie entsprechend ins Labor. Legen Sie die Probe in den „normalen“ Safety Bag besteht ein großes Risiko, dass der Fahrer die gefrorene Probe übersieht und diese aufgetaut im Labor ankommt.

Können aus unbeschrifteten/unbeklebten Röhrchen Parameter gemessen werden?

Nein. In diesem Fall darf das Labor die Probe nicht untersuchen.

Bei der Blutgruppenbestimmung und beim Antikörpersuchtest gilt außerdem: Das Analysenröhrchen muss immer mit Name, Vorname und Geburtsdatum versehen werden.

Weitere Informationen zur Probenbeschriftung finden Sie hier.

Was passiert wenn die Probenbeschriftung und der Anforderungsschein nicht zusammenpassen?

Das Labor darf die Probe nicht untersuchen.

Denn es lässt sich nicht zweifelsfrei klären, von welchem Patienten die Probe tatsächlich stammt. Das Risiko für eine unter Umständen lebensbedrohliche Fehldiagnose ist unkalkulierbar.

Weitere Informationen zur Probenbeschriftung finden Sie hier.

Kann ich zur Glucose-Bestimmung auch Serum-Röhrchen verwenden?

Nein, dass wird nicht empfohlen.

Im Serum wird Glucose etwa um 5% pro Stunde abgebaut (Glykolyse) – auch nach der Blutentnahme. Die Probe wird i. d. R erst mehrere Stunden nach der Entnahme gemessen. In dieser Zeit kann schon ein erheblicher Anteil der Glucose abgebaut worden sein, die Messung also falsch niedrige Werte ergeben. Damit das nicht passiert, verwenden Sie bitte immer Röhrchen in denen die Glykolyse gehemmt wird: Natriumfluorid (NaF)-Röhrchen oder auch Röhrchen mit NaF und Citrat (GlucoExact, Glucomedics).

Warum werden bestimmte Röhrchen für die Untersuchungen verlangt? Warum kann ich z. B. Kalium nicht auch aus einem EDTA-Röhrchen bestimmen?

Die verschiedenen Zusätze wie Citrat, NaF oder EDTA machen bestimmte Untersuchungen erst sinnvoll möglich.

Ein Blutbild zum Beispiel lässt sich nicht aus einer Serumprobe bestimmen, weil dort keine Blutzellen mehr enthalten sind. Zu NaF siehe vorherige Frage (Glucose-Bestimmung). Daneben stören stabilisierende Zusätze in den Röhrchen manche Untersuchungen: Das ETDA-Röhrchen enthält zusätzliches Kalium, das bei einer Kalium-Bestimmung aus EDTA-Blut mitgemessen und so zu falsch erhöhten Werte führen würde.

Was geschieht, wenn das Medikament unmittelbar vor der Bestimmung des Medikamentenspiegels eingenommen wurde?

Es wird ein zu hoher Spiegel gemessen und die Medikamentendosis möglicherweise falsch angepasst.

Die Zielwerte für Medikamente im Serum beziehen sich immer auf den sogenannten Talspiegel. Das ist der niedrigste Spiegel im Körper, kurz vor der Einnahme des Medikaments. Kurz nach der Medikamenteneinnahme misst man dagegen den höchsten Spiegel. Das Risiko besteht, die Dosierung zu niedrig zu wählen.

Weitere Informationen zur Bestimmung von Medikamentenspiegeln finden Sie hier.

Warum ist es wichtig für die Bestimmung von Erregern und Resistenz im Urin ein Gefäß mit Stabilisator zu verwenden?

Ohne Stabilisator verschiebt sich das Keimspektrum.

Dadurch werden empfindliche Keime unter Umständen nicht mehr gefunden und eine falsche / nicht effektive Therapie veranlasst.

Was lief falsch, wenn das Serum hämolytisch wurde? Auf welche Untersuchungen wirkt sich das besonders aus?

Die Hauptfehlerquellen sind:

  • zu lange gestaut,
  • in der Vene „gestochert“,
  • das Röhrchen geschüttelt nicht geschwenkt,
  • bei zu hoher Drehzahl zentrifugiert,
  • Desinfektionsmittel vor Punktion nicht getrocknet oder zu starkes Aspirieren (Ansaugen) bei der Blutentnahme. 

Besonders betroffen sind: Kalium, Eisen, LDH und GOT.

Ich welcher Reihenfolge werden die verschiedenen Röhrchen idealer Weise abgenommen?

Erst Blutkulturflaschen, dann Röhrchen ohne Zusatz (auch Serum-Röhrchen mit Trenngel), Röhrchen für Gerinnungstests, Heparin-Röhrchen, EDTA-Röhrchen, BSG-Röhrchen, Fluoridblut.

So werden Verunreinigungen verhindert, z. B. dass EDTA ungewollt ins Serumröhrchen gelangt.

Definition der Präanalytik

Unter Präanalytik werden alle Arbeitsschritte verstanden, die bis zur eigentlichen Messung durchlaufen werden:

  • Gewinnung des Untersuchungsmaterials
  • Transport und Verwahrung des Untersuchungs- oder Probenmaterials
  • Beurteilung des Untersuchungs- und Probenmaterials
  • Probenvorbereitung (z. B. Abtrennung korpuskulärer Bestandteile durch Zentrifugation).